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Digitale Werkzeuge im Unterricht nutzen

Apps und Social Media im Geschichtsunterricht: sieben Möglichkeiten mit Beispielen für ihren Einsatz

Die digitale Welt ist schnelllebig und kurzfristig. Der Digitalisierungsschub der letzten Corona-Jahre hat eine Vielzahl an Programmen, Apps und Onlineangeboten hervorgebracht. Komplette Klassen sind teilweise mit Tablets ausgestattet und Kollegien haben Dienstgeräte erhalten. Während sich manche schnell in neue Techniken einarbeiten konnten, fühlten sich andere vom rasanten Tempo überfordert, da sie jahrelang eingeübte Strukturen nun in die digitale Welt übertragen mussten.

Die folgenden Hinweise sollen eine Einführung für einfache, aber effektive Möglichkeiten bieten und didaktische Fragestellungen reflektieren, ohne dabei in der Masse erschlagend zu wirken. Neben einer kurzen Vorstellung der Tools enthalten sie didaktische Überlegungen und Hinweise zur technischen Umsetzung sowie, wenn nötig, zum Datenschutz.

© Dominik Herzner

 

Ängste nehmen, schnelle Impulse liefern und didaktisch reflektieren

Bei der Vielzahl an Möglichkeiten und den immer neuen Angeboten soll hier eine Grundausstattung für digitale Einsatzmöglichkeiten an die Hand gegeben werden, die im Geschichtsunterricht einen Mehrwert bieten können.

Digitaler Unterricht ist nicht zwingend besserer Unterricht, aber unser Umgang mit Geschichte und mit Vergangenem sowie unsere Erinnerungen daran sind Ausdruck und Produkt gesellschaftlich-kommunikativer beziehungsweise medialer Praktiken und deren institutionellen Rahmenbedingungen.

Wenn die Gesellschaft und in ihr eingebettet die Schulen immer digitaler werden, müssen sich Lehrkräfte dieser Herausforderung stellen. Dazu braucht es Anregungen, Austausch und Information, um Ängste zu nehmen und den Geschichtsunterricht digital werden zu lassen.

Digitale Medien bieten gerade durch ihren Konstruktionscharakter einen Mehrwert im Geschichtsunterricht, da Schülerinnen und Schüler in die Rolle von Gestaltenden schlüpfen können. Das SAMR-Modell von Ruben Puentedura, abgeleitet von den englischen Begriffen Substitution, Augmentation, Modification und Redefinition visualisiert die Chancen digitaler Medien im Unterricht (Vgl. Grafik).

Die hier vorgestellten Tools sollen vor allem für den Bereich Umgestaltung einen Mehrwert bieten, denn Digitalisierung darf sich nicht auf die „PDFisierung“ von Arbeitsblättern beschränken.

Schülerinnen und Schüler erwerben Konstruktions- und De-Konstruktionskompetenzen, wenn sie historische Inhalte neu belegen und arrangieren. In der bildgewaltigen und häufig dramatisierten digitalen Welt sind dies wichtige Orientierungsfunktionen, um Angebote und Formate richtig einordnen und reflektieren zu...

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Instagram: @ichbinSophieScholl

Allgemeines

Der BR, Puls und andere Medienanstalten packen die Geschichte von Sophie Scholl in eine semifiktive Instragram-Story. Eine Schauspielerin postet regelmäßig Beiträge (= Content) in Form von kurzen Videos (= Reels), Bildern oder Texten.

Im Vordergrund steht die Lebenswelt der jungen Studentin in den 1940er Jahren, daher enthält der Kanal auch Kochrezepte oder Einblicke in die Gefühlswelt Sophies.

Die Problematik des Kanals ist die starke Fiktionalisierung. Mehrere Inhalte basieren nicht auf historischen Fakten, so beginnt Sophies Story mit einem Videobeitrag aus einem Luftschutzbunker in München. Man sieht Sophie in bedrückter Stimmung und mit Gasmaske auf dem Gesicht, während sie ein Selfievideo dreht. Die historische Sophie Scholl war jedoch bei dem in der Nachstellung angesprochenen Angriff der Amerikaner nicht in München.

Die Instagram Story nutzt immer wieder Dramatisierungen, die im Schulkontext unbedingt thematisiert werden müssten, um den Konstruktionscharakter zu erkennen.

Als zweiter Kritikpunkt ist die Täter-Opfer Darstellung zu nennen. Sophies Beiträge beinhalten teils fiktive Briefe ihres Bruders von der Ostfront, die Beiträge anderer User unter solchem Content drücken dann verständlicherweise das Mitleid mit den deutschen Frontsoldaten aus, was zur historischen Einordnung fehlt, ist in diesem Fall eine Klarstellung zu Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Wenn aktuelle Studien zeigen, dass knapp 30 Prozent der Deutschen glauben, ihre Vorfahren seien Opfer des Nationalsozialismus gewesen oder gar Mitglieder im Widerstand, dann ist eine reflektierte Nutzung von @ichbinSophieScholl dringend geboten, um nicht am Ende rechte Opfernarrative zu bedienen. Sophie Scholls Widerstand wird nicht nur bei aktuellen Corona-Debatten immer wieder umgedeutet, sondern dient auch für rechten Staatswiderstand als Projektionsfolie. Eine unkommentierte Nutzung des Kanals rückt dann möglicherweise in der Rezeption den deutschen Frontsoldaten oder die Heimatfront singulär in den Vordergrund und verdrängt die Perspektive der Holocaust-Opfer.

Um diesem Problem entgegen zu wirken, wäre beispielsweise der parallele Einsatz von @eva.stories denkbar. Dieser Instagram Account wird von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem betrieben und zeigt das Leben der dreizehnjährigen Eva Heymann, die Oktober 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Das auf Quellen aus dem Archiv der Gedenkstätte basierende Format ist Vorlage für die deutsche Produktion und kann als sinnvolle Ergänzungen herangezogen werden, um einer einseitigen Vermittlung entgegenzuwirken.

Inwiefern Instagram, das für seine bunten Farben und seichte Inhalte bekannt ist, das geeignete Medium ist, um den Massenmord an den Juden zu thematisieren, bleibt fraglich und sollte auch als Diskussionsgegenstand in den Unterricht mit aufgenommen werden. Fakt ist, dass die Resonanz bei den Jugendlichen hoch ist. @Eva.stories wurde innerhalb der ersten 14 Stunden angeblich über 100 Millionen Mal angeklickt, @ichbinSophieScholl hat 750.000 Follower.

Die Rezeption durch die Jugendlichen findet statt, es ist daher überlegenswert diese auch in den Unterricht zu integrieren und durch De-Konstruktion didaktisch fruchtbar zu machen.

 

SharePics: Die Präsidialkabinette

Allgemeines

SharePics sind ein häufiges Phänomen in digitalen Medien, da sie Aufmerksamkeit generieren.

Bei SharePics handelt es sich um Bilder, die komplexere Zusammenhänge vereinfacht darstellen und grafische Inhalte mit Icons, Textelementen oder Bannern kombinieren. Sie werden gerne von Parteien genutzt, da politische Inhalte knapp und ansprechend dargestellt und geteilt werden können.

Ein gutes SharePic fällt auf, damit es in der Timeline und aus dem restlichen Content hervorsticht. Dabei helfen meist knallige Farben oder ein hoher Kontrast. Trotzdem darf es nicht völlig übersteuert aussehen, sondern sollte in den meisten Fällen realistisch bleiben. Im Hintergrund ist meist ein Bild oder ein neutraler Farbhintergrund. Neben einem Slogan oder Thema können auch längere Textelemente in Kombination mit Smileys oder anderen Grafiken aufgenommen werden.

Die Informationen auf einem SharePic sind in sich geschlossen, das heißt sie konzentrieren sich auf einen Gegenstand oder eine Person, ohne weiteres Kontextwissen zu fordern.

In SharePics werden häufig kleine Geschichten oder Biografien erzählt, sie teasern diese an und geben kompakt, aber auch dramatisiert die wichtigsten Informationen wieder.

Ziel ist es Aufmerksamkeit zu gewinnen, weshalb neben der Konzentrierung auf wichtige Teilaspekte ein Spannungsbogen erzeugt wird. Es geschieht dadurch eine Art didaktische, aber auch dramatisierende Reduktion.

Im schulischen Kontext eignen sich SharePics daher gut um größere, komplizierte Sachverhalte in knapper Form darzustellen. Sie können beispielsweise die Auswertung oder Präsentation von Gruppenarbeitsphasen ersetzen, indem die SharePics auf digitalen Geräten geteilt oder im Plenum vorgestellt werden.

Zur Erstellung benötigt man eines der gängigen Präsentationsprogramme wie Keynote oder Powerpoint. Damit lassen sich Bilder und Textelemente kombinieren, die Bedienung ist intuitiv, die meisten Jugendlichen haben mit diesen Programmen bereits gearbeitet.

Es muss einzig darauf geachtet werden, die Dateien im Hochformat anzulegen, da sie primär für die Weiterverbreitung auf Mobiltelefonen gedacht sind. Bildmaterial kann über lizenzfreie Seiten bezogen werden, bei historischen Bildern bestehen im schulischen Kontext keine Bedenken bezüglich des Urheberrechts.

Auch auf den Datenschutz muss bei diesem Format kaum Rücksicht genommen werden, da die Schülerinnen und Schüler keine persönlichen Daten angeben müssen.

Unter sharepicgenerator.de lassen sich online komplette SharePics erstellen und auf Social-Media-Kanälen verbreiten.

 


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